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Wednesday 5 November 2014

Sepik River Cruise - Tumbuna Stori in Ambunti



Ambunti liegt am Fuß einer Hügelgruppe, deren höchste Erhebung mit 466 Metern der Mount Ambunti ist. Ambunti ist das Zentrum des gleichnamigen Districts. Wir sind in einer einfachen Herberge untergebracht. Ute und ich ziehen ins Erdgeschoss ein und bekommen ein Zimmer mit einer Tür. Die Anderen schlafen im ersten Stock und haben dafür keine Türen. An einem Bächlein ist eine Dusche installiert, die allerdings nur rudimentäre Privatsphäre ermöglicht. Überhaupt Privatsphäre! Es geht hier kuschelig zu. Unser Zimmer ist permanent von Dutzenden Besuchern belagert.
Ist ja auch irgendwie spannend, Gäste aus dem Ausland zu haben. Als wir einmal die Tür zusperren und den Schlüssel innen vergessen, drückt sich kurzerhand einer unserer Zaungäste von außen durch die Wand und öffnet die Tür von innen. So einfach können Lösungen sein! Es handelt sich bei der Herberge aber auch eher um eine Leichtbausweise. Aber alle sind hier sehr freundlich und so fühlen wir uns sehr wohl. Außerdem gibt es ein so genanntes Haus Win, das ist eine offene Gemeinschaftshütte, durch die der Wind wehen kann. Daher rührt auch der Name: Haus Win, das Windhaus. In dieser Hütte werden wir nicht gestört.
Wir bewundern die ökonomischen Aktivitäten im Umfeld unserer Herberge. Es gibt insgesamt sechs Gehege mit Krokodilen und eine Solarladestation. Ich bin begeistert, als ich den Adapter sehe, mit dem die Handybatterien hier aufgeladen werden. Er besteht aus den Überresten alter Wellblechplatten, deren Enden zu Kontaktspitzen gedengelt wurden. Die Batterien werden an ihren Kontaktflächen mit Hilfe dieser rustikalen Kontakte festgeklemmt. Einfach, aber effizient!
Am Abend erzählt uns Joseph eine Tumbuna Stori, das ist eine Art Sage. Tumbuna Storis spielen eine große Rolle in den Kulturen Papua Neuguineas und werden gerne am abendlichen Feuer erzählt. Josephs Tumbuna Stori handelt von Kindern, die ausgesetzt werden und nach vielen Abenteuern irgendwie den Weg wieder nach Hause finden. Entfernt erinnert die Geschichte an Hänsel und Gretel, aber sie ist viel komplexer. So komplex, dass uns nicht ganz klar ist, ob Joseph nicht hin und wieder den Faden verliert bei seiner Tumbuna Stori.
Dann erklärt Joseph uns noch, dass es hier einige Familien gibt, deren Kindern ein Finger fehlt. Früher hat man den Babys von Familien, in denen es häufiger Fehlgeburten gab, direkt nach der Geburt den Ringfinger abgeschnitten. So sollten weitere Fehlgeburten oder Missbildungen verhindert werden. Das Amputieren von Fingern ist auch in anderen Völkern von Papu Neuguinea verbreitet, häufig als Ausdruck der Trauer.

Zum ersten Teil der Sepik River Saga

Zum fünfzehnten Teil der Sepik River Saga





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