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Friday 18 April 2014

Numa Numa Trail - durch das Herz von Bougainville

Alfons Mausgras verabschiedet sich freundlich von uns und stößt das Boot ab. Dann verschwindet er in den Gassen von Kokopau.

Alfons ist der Besitzer des Bootes. Mausgras ist das Pidgin-Wort für Bart und Alfons trägt einen prächtigen Bart. Deshalb nennen ihn alle Mausgras.


Der Skipper steuert den Kahn langsam in die Buka Strait hinaus. Dann gibt er Vollgas. Drei Stunden lang.

Das Boot fliegt über das Wasser. Wir sind froh, dass die See spiegelglatt ist und kein Lüftchen weht.

Mit uns kauern vier weitere Passagiere im Boot. Der Rest ist ausgefüllt mit Waren für Torokina.

Voll beladen fegen wir an der Westküste von Bougainville Island entlang.

Hier gibt es keine Straßen und nur wenig Siedlungen, dafür unendliche Mangroven und unzählige Krokodile.



Der Dschungel dampft aus allen Ritzen.
Anthrazitfarbener Sandstrand lässt das türkisfarbene Wasser fast unwirklich scheinen.

Winzige Inseln säumen die Küste.



Das Meer hat in geduldiger Feinarbeit bizarre Formen in die Felsen gewetzt.

Obwohl wir nach zwei Jahren Aufenthalt unsere Insel schon gut kennen, raubt uns der Anblick der Westküste den Atem.

Nach etwas mehr als drei Stunden knirschen wir auf einen grauen Strand. "Endlich Pause", denken Ute und ich.

Doch dann wird die gesamte Ladung des Boots gelöscht und wir fragen artig nach, wo wir denn jetzt eigentlich sind. "Torokina" klärt man uns auf.
Dieser Haufen Sand mit Dschungelkulisse ist Torokina! Wir hatten so etwas wie eine Stadt erwartet.

Von Torokina aus führt der berühmte Numa Numa Trail auf 62 Kilometern quer durch die Berge auf die andere Seite der Insel nach Wakunai. Dorthin wollen Ute und ich laufen.

Der Numa Numa Trail war im zweiten Weltkrieg von großer Bedeutung für die verschiedenen Armeen, die sich hier gegenseitig das Leben nahmen. Seitdem wird er nur noch von den Einheimischen benutzt.
Es ist ein schwieriges Unterfangen, als Ausländer hier unterwegs zu sein, denn von jedem Dorf, von jedem Chief braucht man eine Erlaubnis, das Land zu durchqueren.

Wir vertrauen auf Steven Naget, den Vorsitzenden der Heilervereinigung von Bougainville. Er hat alles organisiert.

Da quietscht auch schon Peter Ganta auf seinem schlecht geölten Fahrrad herbei. Er soll uns abholen und zu Steven bringen. Wir haben Glück und dürfen auf einem abgewrackten Restauto mitfahren, dass unsere Ladung am Strand entlang und durch den Busch ins nächste Dorf bringt. Dort, in Piva, treffen wir Steven. Wir überreichen ihm eine ganze Reisetasche voller Mitbringsel für seine Familie. Das gehört sich so. Unter einem Baum finden wir Mathew, einen unserer Führer für die kommenden Tage und treffen letzte Vereinbarungen. Es ist bereits später Nachmittag, als wir in Richtung Vuakovi abmarschieren.

"Ist ja nicht weit bis zu Stevens Haus", denken wir. Dreieinhalb Stunden lang denken wir das!
Baumhäuser säumen unseren Weg. Bis kurz hinter Pigu fährt Peter einen Teil unseres Gepäcks auf seinem Fahrrad über Stock und Stein und durch die ersten Flüsse hindurch. Dann verabschiedet er sich und wir tauchen in den Dschungel ein. Moskitos laben sich an unserem süßen Blut. Wir tauchen nicht ein, der Dschungel verschlingt uns! Mal regnet es, mal tröpfelt es, mal giesst es vom Himmel. Ob es im Dschungel regnet oder nicht, ist eigentlich völlig egal. Es tropft sowieso vom Blätterdach hinunter.
Immer wieder müssen wir hüfttief durch Flüsse waten. "Hoffentlich hat Steven auch entspechende Abmachungen mit den Krokodilen getroffen, damit sie uns nicht aufessen!", denke ich mir, spreche es aber nicht laut aus. Einer der Flüsse ist überraschend warm. Der kommt direkt vom Mount Bagana, einem aktiven Vulkan herab.

Unaufhaltsam lösen wir uns samt unserer Ausrüstung auf. Der Dschungel verschlingt uns nicht, er verdaut uns langsam und genüsslich!

Es ist schon lange dunkel, als wir durch eine Pflanzung stolpern. Hier stand einmal Stevens Haus. Vor sieben Jahren musste er es auf Anweisung des Katastrophenschutzes abreißen. Es stand zu nah am Lavaabfluss des Vulkans.
Wir straucheln und taumeln weiter durch die Finsternis. Steven kennt hier jeden Stein und sieht selbst bei Dunkelheit alles, aber wir sind nahezu blind im nächtlichen Wald. Es geht immer steiler bergauf. Dann sehen wir Taschenlampen funkeln. Vuakovi! Vorher geht es aber noch ein letztes Mal steil zu einem Fluss hinunter und auf der anderen Seite noch steiler auf allen Vieren wieder hinauf. Ute wankt vor Erschöpfung und wäre beinahe wieder den ganzen Hang hinuntergepurzelt, hätte nicht Steven, der Hüne, sie geistesgegenwärtig den letzten Meter hinaufkatapultiert.
In Vuakovi werden wir herzlich empfangen. Ein leckeres Dinner erwartet uns und wir bekommen ein Zimmer für die Nacht zugewiesen. Hundemüde fallen wir bald in die Betten.

Zum zweiten Teil der Numa Numa Saga

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